Thema: Das Leben am Kaiserhof der Meiji- und Taisho-Zeit aus der Perspektive der Hofdamen

Im Jahr 1892 in Kyoto in die Adelsfamilie der Kuze hineingeboren, kommt Michiko Kuze (später Yamakawa) als älteste Tochter von Michiaki Kuze im Alter von 18 Jahren an den Kaiserpalast. Dort dient sie als Hofdame Kaiser Meiji und Kaiserin Shoken zwischen 1909 und 1914. Sie heiratet ein Jahr nach ihrem Ausscheiden als Hofdame Yamakawa Moku, den Direktor der ehemaligen Musashi High School, und lebt bis 1965. Im Jahr 1960 erscheinen erstmals ihre Memoiren, ihrer eigenen Aussage nach auch deshalb, weil es ihr zuvor versagt geblieben war, über ihre Zeit am Kaiserpalast zu berichten, und sie sich daher einigen Fehldarstellungen ausgesetzt sah, die sie korrigieren wollte. Das autobiographische Werk stellt eine Nacherzählung ihrer Erlebnisse dar, die sie in den 1950er Jahren während einer Zeit großer Popularität des Kaiserhauses zu Papier brachte.

Palastangestellte, gerade jene in direktem Kontakt zur kaiserlichen Familie, unterliegen einem zum Teil auch selbstauferlegten Schweigegelübde über ihre Arbeit und den Alltag im Palast. Manche Dinge, wie die genaue Durchführung von Ritualen, dürfen auf Geheiß des Kaiserhauses nicht offenbart werden. Über andere Aspekte scheint bei kaiserlichen Mundschenken, Hofdamen und Priester:innen gleichermaßen Unsicherheit zu bestehen, wie viel verraten werden darf, daher wird meist lieber geschwiegen. Seit der Meiji-Zeit ist diese Verschwiegenheit nur von wenigen Personen durchbrochen worden - und wenn, dann meistens unter Aufsicht des Palastamtes. (Einige Beispiele hierfür werden wir uns vor allem in der ersten Sitzung ansehen.) Yamakawa Michiko's Memoiren stellen daher einen seltenen und detaillierten Einblick nicht nur in das Leben der Hofdamen selbst, sondern auch anderer Palastangestellter und dem Kaiserpaar selbst dar: So erfahren wir von den verschiedenen Persönlichkeiten in der Kaiserfamilie der Meiji- und Taisho-Zeit, von Spitznamen, die sich die Hofdamen gegenseitig geben, sowie von Gepflogenheiten wie dem ständigen Achten auf rituelle Reinheit, von der der Palast eine ganz eigene Konzeption pflegt.

Termin/Ort:
Donnerstags, 12-14 Uhr (c.t./s.t. nach Absprache), Raum 7. Hybridunterricht auf Anfrage, bei Interesse bitte zeitnah eine Email an mich (julia-maria.swoboda@uni-tuebingen.de).

Sitzungsablauf:

  • 1.Sitzung am 28.April: Vorlesungsformat, Veständigung über allg. Organisation, Vergabe von Themen. Wir betrachten das Amt der kaiserlichen Hofdame genauer und verschaffen uns einen Überblick über die Voraussetzungen zum Eintritt, alltägliche Anforderungen und Aufgaben, sowie die Hierarchien und Regeln, denen Hofdamen in ihrem Handeln unterworfen sind. Wir einigen uns auf das gewünschte Kursformat* (s.u.) und die Themenbereiche aus dem Werk, die wir behandeln möchten.
  • folgende Sitzungen: Je nach gewähltem Kursformat* (s.u.) : Besprechung der Übersetzungen zu den ausgewählten Textausschnitten und inhaltliche Vertiefung des Gelesenen. (Sollte das Format 2 gewählt werden, werden wir die 2.Sitzung nach Format 1 ablaufen lassen, falls sich so kurzfristig niemand für die erste Übersetzung findet.)
*Kursformat: Wie schon aus den vergangenen Lektürekursen bekannt, stehen zwei Kursformate zur Auswahl. Das mehrheitlich gewählte Format wird dann das gesamte Semester über beibehalten.
    • Format 1: "Live-Übersetzung" während der Sitzungen und Leistungsnachweis am Ende des Semesters in Heimarbeit: Wie üblich für Lektürekurse bereiten alle das Vokabular des Textausschnitts der jeweiligen Woche in Heimarbeit vor, es werden reihum einige Zeilen gelesen und während der Sitzung übersetzt. Der Leistungsnachweis erfolgt dann als Übersetzungsaufgabe in Heimarbeit am Ende des Semesters.
    • Format 2: "Co-Dozent:innen": Die Kursteilnehmer:innen wählen allein oder paarweise einen Textabschnitt aus, den sie bearbeiten möchten. Zum ausgewählten Sitzungstermin wird diese vorbereitete Übersetzung dann dem Kurs vorgestellt: Ganze Abschnitte aus dem Originaltext werden vom Kurs reihum vorgelesen und die Übersetzung der entsprechenden Stelle dann im Plenum besprochen. Die Übersetzer:innen des jeweiligen Textes haben vorab zu im Text angesprochenen Aspekten recherchiert und gestalten die Sitzung mit der Dozentin aktiv mit, um das Gelesene weiter zu vertiefen. Der Leistungsnachweis wird somit während des Semesters erbracht und besteht aus der Güte der Recherche und aktiver Mitgestaltung, sowie der vorbereiteten Übersetzung
Leistungsnachweis: Übersetzung (n.n.).