Mi, 10-12 Uhr

Kursbeginn: 28.4.21

Seit den 1990er Jahren lässt sich in Japan ein ‚Heilungsboom‘ beobachten. In den etablieren Religionen Shintō und Buddhismus wird immer häufiger von „Heilung“ (iyashi 癒し) und „heilen“ (iyasu 癒す) gesprochen, z.B. im Sinne von Stressbewältigung durch Meditation, oder als Formen von Lebens- und Konfliktberatung. Im Bereich der ‚spirituellen Welt“ (seishin sekai 精神世界) und des New Age wird das ‚Heilen‘ von Körper und Geist zum zentralen Anliegen, z.B. durch ayurvedische und mikrobiotische Ernährungsformen. Auch in die belletristische Literatur hat der Begriff Einzug gehalten, und zwar in der sogenannten ambient literature, deren Lektüre eine heilende Wirkung zugeschrieben wird (z.B. Kurita Yuki, Murakami Haruki u.a.m.). Diese Vielfalt an Heilungsaktivitäten verweist auf eine Unzufriedenheit mit gesellschaftlichen Bedingungen, die als dem Ideal des wellbeing widersprechend gesehen werden. Um diese Bedingungen herauszuarbeiten, betrachten wir Konzeptionen und Praktiken der ‚Heilung‘ in den verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen. Gleichzeitig geht es darum, an konkreten Fallbeispielen aus etablierten Religionen, New Age und Literatur ‚Querschnittsthemen‘ zu untersuchen, wie beispielsweise die Frage nach Genderaspekten, nach der Bedeutung von Materialität, oder nach der Relevanz räumlicher Arrangements im Kontext von Heilung.